Mit den Kajaks in Venedig

14. Mai 2007

Der BKV-Wanderwart Klaus Dähmlow hatte zur 1. Verbandsfahrt des Jahres 2007 nach Venedig eingeladen und nicht wenige waren gespannt auf die Resonanz und die tatsächliche Beteiligung.

Um es kurz zu machen, es waren fast 120 Teilnehmer aus 17 Vereinen welche die weite Strecke in Angriff nahmen und am Wochenende vom 31.3. zum 1.4. auf dem Gelände des Campingplatzes „Miramare“ bei Punta Sabbioni, gegenüber der Stadt Venedig, eintrafen. Wir von der MKG waren zwar nicht die größte Gruppe (6 Teilnehmer: Gabi Brauch und Dieter Gerbich, Helga, Gerd und Gerhard Maier und Paul Engster), aber wir waren die ersten auf dem Platz. Alle kamen frohgelaunt, manche hatten auch viel zu erzählen, da sie unterwegs in den Dolomiten noch einmal einen Wintereinbruch erleben durften.

Wintereinbruch bei Cortina d`Ampezzo

Das Wetter war am Mittelmeer recht gut, ab und zu blies es recht kräftig, es regnete auch mal ganz kurz aber meistens war es recht erträglich. In der 2. Wochenhälfte verzichteten wir sogar auf die Paddeljacken bei unseren Touren.

Obwohl der Campingplatz direkt an der Uferstraße lag, war jedoch leider wegen Bauarbeiten für das „Mose“-Projekt zur Rettung von Venedig kein direkter Zugang zum Meer möglich. Das bedeutete, am Bauzaun entlang nach rechts zur Bootsanlegestelle marschieren oder nach links in Richtung offenes Meer. Schließlich landete man bei Leuchtturmbesichtigung, Strandspaziergang und Muschelsuchen. Bereits am Abend wurde heftig darüber diskutiert, ob der Einstieg mit den Booten besser am Leuchtturm oder beim Bootsanlegesteg für die Linienschiffe zu bewältigen wäre und ob man die Boote mit den Autos zum Einstieg transportieren oder lieber mit einzelnen Bootswägelchen die jeweils gut 1 km lange Strecke zurücklegen sollte. Hierbei spielte natürlich auch die Frage nach Parkmöglichkeiten für die Vielzahl der Autos und die Möglichkeit, dass die Fahrzeuge vielleicht aufgebrochen werden könnten, eine Rolle. Die Auflösung des Problems brachte dann am nächsten Morgen die künftig täglich um 9.30 Uhr stattfindende Besprechung unter der flatternden BKV-Fahne, geleitet von BKV-Wanderwart Klaus Dähmlow.

tägliche Fahrtenbesprechung

Man wurde sich einig, dass man wohl bei den Bootsanlegestellen besserdie Boote zu Wasser lassen konnte. Der Bootstransport wurde den Teilnehmern überlassen, die meisten wählten jedoch das Befördern mit den Bootswagen, worauf oftmals zwei Boote aufeinander gestapelt transportiert wurden. Bei den Besprechungen wurden jeweils 5 Gruppen mit den Gruppenleitern Paul Engster, Bruno Nicke, Christoph Straub, Jürgen Brand und Gerhard Maier gebildet, die unterschiedliche Tagesziele ansteuerten. Die Gruppenleiter waren ausgerüstet mit GPS und in Folie eingeschweißten Karten von den jeweiligen Besichtigungszielen mit den entsprechenden Seewegen. Fortan konnte sich jeder Teilnehmer täglich aufs Neue für eine Gruppe und die entsprechende Tagestour entscheiden.

Im Laufe der nächsten Tage wurden von den einzelnen Gruppen Venedig, Murano, Burano, Lido, Kanal v. Cavallino, San Michele und Torcello angefahren und besichtigt. Venedig mit seinen vielen Brücken, Kanälen, Gondeln und Sehenswürdigkeiten brachte nicht nur die Kinder und Jugendlichen zum Staunen. Auch für die Erwachsenen war es ein bisher unvorstellbares Erlebnis, dass alles, was wir von unseren Städten her kennen in Venedig ganz selbstverständlich auf dem Wasserweg erledigt werden muss. Hier begegneten uns nicht nur Gondeln, Wassertaxis und Linienschiffe (Vaporettos), sondern selbst Gerüstbauer, Polizei, Notarzt, Feuerwehr, DHL und Bofrost per Schiff. Selbst die polizeiliche Radarkontrolle fand auf den Wasserwegen statt. Da hatten wir jedoch mit unseren Booten keinerlei Schwierigkeiten. Weitere Highlights waren zweifelsohne auch die Friedhofsinsel St. Michele mit ihren wohl zig-tausenden, verschiedenartig angelegten Grabstätten und das stille Burano, das mit seinen bonbonfarbenen Häusern auch als Miniatur-Venedig bezeichnet wird. Ein Einkaufsbummel während der Rast in Murano, der Glasbläser-Insel, war ebenso ein einmaliges Erlebnis. Hier konnten auch Glasbläser bei der Herstellung ihrer filigranen Kunstgegenstände bestaunt werden.

Mit meiner Gruppe mit 10 – 13 Teilnehmern führte ich natürlich auch an allen 6 Tagen ausgedehnte Paddeltouren durch, nur der Mittwoch blieb als Ruhetag den Einzelnen zur Erkundung der Umgebung vorbehalten. So fuhren wir zuerst nach Lido und übten Kanal fahren in den dortigen ruhigen Kanälen, bevor wir zur Umrundung der beiden Inseln Lazzaro und Servola starteten. Die Überfahrt über das offene Wasser mit einem permanenten Boot- und Schiffsverkehr war letztendlich nicht so problematisch wie ich mir es vorher vorgestellt hatte. Waren die gekennzeichneten Schifffahrtswege zu queren, so sammelten wir uns am Rande, warteten, bis kein Boot in unmittelbarer Nähe war und starteten durch. Kam tatsächlich mal ein Boot in die Nähe, so regelte der Bootsführer sofort den Motor herunter und wich nach Möglichkeit aus. So viel Rücksichtsnahme von Motorbootfahrern bis hin zu den großen „Wasseromnibussen“ hatte keiner von uns erwartet. Den Venezianern gebührt ein großes Kompliment für ihre Fahrweise.

Am 2. Tag fuhren wir zur Insel Burano, durchquerten und umrundeten sie und fuhren weiter nach Torcello, wo wir die uralte Basilika aus dem 9. Jahrhundert besichtigten.

Fahrt durch Burano

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Burano

Der 3. Tag führte uns dann endlich nach Venedig. Wir überquerten wie gewohnt die Ein-und Ausfahrtsstrecke zum Mittelmeer um dann den Giudecca-Kanal bis fast zum Hafen entlang zu fahren.

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Blick in eine Bootswerft

Dort fuhren wir in den letztmöglichen Kanal hinein um Venedig von seiner anderen Seite kennen zu lernen. Die Rückseiten der Häuser sehen nicht sehr einladend aus und aus vielen Rohren fließen Flüssigkeiten ins Wasser, von den wir gar nicht wissen wollten, was es für welche sind. Das Kanal fahren ist eine lustige Angelegenheit. Man muss auf Ampeln und Verkehrszeichen achten, vor den Einmündungen vorsichtig nachsehen, ob nicht evtl. ein schnelles Boot oder ein Lastkahn kommt, und wenn ja, dann schnell an die nächste Wand flüchten, denn manche Kanäle sind so eng, dass sie zu Einbahnkanälen erklärt werden mussten.

in den Kanälen von Venedig

Nachdem wir einen weiten Bogen durch die Stadt gefahren hatten, fuhren wir hinaus auf den Canál Grande. Hier war natürlich richtig Betrieb, es fuhren die Wassertaxis, die Vaporettos, die Müllabfuhr, Handwerker, Obstverkäufer, kurzum, alles was bei uns auf der Straße zu sehen ist, gibt es hier auf dem Wasser. Natürlich mussten wir unter der Rialto-Brücke durchfahren und fotografieren, leider wollten das auch viele Gondolieri und andere Boote.

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Hier war es mal für kurze Zeit sehr eng, das legte sich aber bald wieder. Nachdem wir den Canál Grande weiter abwärts gefahren waren, tauchten wir wieder in die kleinen Kanäle des Stadtteils San Marco ein. Nach einiger Zeit kamen wir dann wieder, dank des guten Kartenmaterials das uns bereitgestellt wurde, ins offene Wasser des Canale Giudecca. Besonders beeindruckend war natürlich die Vorbeifahrt am Markusplatz und dem Dogenpalast.

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Hier begegnete uns auch ein Ozeanriese, ein riesiges Passagierschiff, das in den Hafen von Venedig gelotst wurde. Die Überfahrt war für uns inzwischen schon Routine geworden, nur die Gegenströmung des ablaufenden Wassers bei Ebbe machte uns manchmal zu schaffen.

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Die Kultur kam natürlich auch nicht zu kurz. Was bei den einzelnen Tagestouren nicht oder nicht ausführlich genug besichtigt wurde, konnte am Ruhetag nachgeholt werden. Hier bestand die Möglichkeit per Linienschiff ausgiebige Besichtigungstouren zu machen, einfach nur zu bummeln oder einzukaufen. Aber nicht nur die Besichtigungen waren für die meisten Teilnehmer etwas Neues, sondern auch das tägliche Paddeln im klaren Salzwasser, gegen oder mit den Gezeiten, in abgesteckten Schifffahrtsstraßen und in Flachwasserbereichen. Das Paddeln vor Venedig wurde, bedingt durch den regen Schiffsverkehr in der Schifffahrtsstraße, teilweise fast zur Wildwassertour. Auch kamen die einen oder anderen zu einer vorher ungewollten Wattwanderung, weil das Abkürzen über die Lagune, aufgrund des abfließenden oder noch nicht zurückgekehrten Wassers auf einmal nicht mehr reichte und die Boote auf Grund aufsaßen, und das scheinbar mitten im Meer. Hierbei konnten natürlich eine Vielzahl von Krebsen, Muscheln und vereinzelt auch Quallen aus nächster Nähe beobachtet werden, was natürlich insbesondere für die Kinder ein unvergessenes Erlebnis bleiben wird.

In der 2. Wochenhälfte fuhren wir noch nach Murano, wo wir u.a. auch in einer Glasbläserei zusehen konnten

in Murano am “Glasbaum”

und danach zur Friedhofsinsel San Michele, auf der viele berühmte Menschen beerdigt sind.

Friedhofsinsel San Michele

Ein weiterer Ausflug führte uns durch den Treporti.Kanal bis in die Nähe von Cavallino, eine Tour, die wir ein paar Tage später noch einmal unternahmen. Hier sahen wir auch mehrere Ruderer, die in für uns ungewohnter Art trainierten.

Gondola-Ruderer beim Training

Die Umrundung der Gemüseinsel San Erasmo kombinierten wir mit einer Umrundung der Klosterinsel San Francesco und konnten dabei die Rückfahrt bei ablaufendem Wasser mit der Strömung genießen.
Damit waren wir 6 Tage auf dem Wasser der Lagune unterwegs und bedauerten, dass die Woche viel zu schnell vergangen war

Was bleibt, sind die unvergesslichen Erinnerungen und Eindrücke, auch an die gemeinsamen Abende im einen oder anderen Vorzelt, die so vielfältig waren, wie sie eine Wanderfahrt im herkömmlichen Sinne nur selten bieten kann. Aber die nächste BKV-Fahrt kommt bestimmt und dann heißt es wieder „Schee, dass Du au wieder dabei bisch !“