Die Canyontour

28. Januar 2007

Um 8:30 Uhr treffen wir uns am Landcruiser zur Canyontour. Wir, das sind 4 Deutsche, 2 Spanierinnen, 1 Schweizer, (4 Männer und 3 Frauen), der Guide und der Driver. Ich darf wg. meinem lädierten Knie auf den Beifahrersitz, die anderen sitzen hinten quer. Zuerst geht es ca. 70 km auf der Strasse nach Norden, dann biegen wir ab auf eine Piste. Vorbei am Kontrollpunkt geht es in die Bergwüste. Der Driver zeigt uns nun was er drauf hat. Mit bis zu 80 kmh geht es Offroad in die Berge. Toll, was der Landcruiser kann. Nach ca. 1/2 Std. sind wir auf einem Plateau über dem Eingang in den Coloured Canyon.

Dann geht es erst einmal ca. 200 Höhenmeter abwärts bevor wir in den eigentlichen Canyon kommen. Was wir hier sehen ist überwältigend. Der Canyon ist manchmal gerade so breit, dass man noch quer durchrutschen kann. Die Auswaschungen durch Wasser und Wind sind fantastisch, die Farbschattierungen gehen von gelblich bis dunkelrot. man sieht schwarze Streifen, bunte Wellen und Faltungen, man kann es mit Worten nicht beschreiben. Natürlich wird von fast allen Teilnehmern fotografiert was das Zeug hält, die Ausblicke sind einfach zu toll. Unser Guide, ein schmächtiger Beduine, erklärt uns alles sehr gut, er spricht so schön englisch, dass sogar ich viel davon verstehe. Er erzählt uns viel von Naturschutz und wie wichtig es für sie ist, die Landschaften so zu erhalten wie sie sind, da dies für sie eine wichtige Grundlage für den Lebensunterhalt ist. Besonders böse ist er auf die Touris, die sich überall in den Sandsteinwänden verewigen. Dann kommen wir an eine Stelle, wo eine andere Gruppe offensichtlich nicht weiterkommt. Man muss unter einem hereingefallenen Stein durch einen sehr engen Schlitz nach unten rutschen und dabei nochmals ca. 1 m abspringen. Also, Rucksäcke absetzen und über den Stein nach unten geben, dann schmal machen und durchrutschen. Mit gemeinsamer Hilfe klappt das, auch die Dicke aus der anderen Gruppe kommt mit einigen Blessuren unter dem Stein hervor. Dann überholen sie uns und wir sind wieder allein. Die Wanderung dauert ca. 2 Stunden und bietet nach jeder Ecke neue schöne Ausblicke. Leider haben wir nicht die besten Lichtverhaeltnissse (zwischen 11 und 12 ist das Licht zu hell) so dass die Färbungen nicht so gut herauskommen wie damals in Petra. Dann kommt das Ende des Canyons und wir steigen wieder fast 200 Höhenmeter auf. Dank meiner festen Bandage und einiger chemischer Hämmer übersteht mein Knie die Tour ohne stärkere Schmerzen.

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Der Landcruiser und sein Driver zeigen uns nun die Steigerung der Anfahrt. Wir kommen uns vor wie auf einer Rallye. Uns macht die Fahrt einen Heidenspaß, nur der hinten quer sitzenden Christian wird merklich ruhiger. Nachdem wir die Straße erreichen, meinen wir, es würde ruhiger. Falsch gemeint. Nach einer kurzen Verschnaufpause auf Asphalt geht es wieder auf die Piste. Diesmal ist Sandfahren angesagt. Durch das hohe Tempo pfluegen wir manchmal leicht quer durch den Sand, dann geht es wieder im Slalom zwischen Steine, Baumen und Bueschen durch. Nach ueber 30 km Fahrt kommen wir an eine Naturattraktion, den Mushroom Rock, einen Felsblock, der einem Pfifferling aehnlich ca. 3 m hoch in der Wueste steht. Dort gibt es natuerlich wieder eine Fotopause. Dann geht es weiter. Christian geht es wieder besser und der Driver zeigt uns noch ein bisschen seine Fahrkuenste.

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In einer kleinen Oase, die von einer Beduinenfamilie bewohnt und bewirtschaftet wird, steigen wir aus und machen Mittagspause. Wir bekommen Tee und einen einfachen, aber wohlschmeckenden Beduinenlunch. Dann fährt unser Driver weg und der Guide erklärt uns den Weiterweg. Wir gehen nun durch tiefen Sand, Richtung Süedwest, um zum White Canyon zu kommen. Die Berge um uns herum bilden eine grossartige Kulisse, dann sehen wir den Eingang zum Canyon. Der ist so schmal, dass man nicht hindurch kommt. Also klettern wir über den Eingang weg und steigen in den schmalen Schlitz hinunter. Alles ist reinweiss, als wäere man in einer Gipslandschaft. Durch die engen Spalten klettern wir ständig weiter, manchmal auch ziemlich ausgesetzt. Unser Guid geht barfuss, einige der Gruppe haben es ihm nachgemacht. Es folgen Kletterpassagen, die von uns eigentlich niemand erwartet hat und die auch ganz schön anspruchsvoll sind. Er gibt uns aber immer Hilfestellung und so kommen wir alle gut durch. Ziemlich am Ende des Canyons müssen wir noch üeber eine Eisenleiter und eine Felswand mit Seilsicherung klettern, eine ausgestzte Stelle, die füer einige eine grosse Überwindung erfordert. Dann sind wir oben in der Nähe unseres Autos und alle sind der Meinung, dass die Tour Spitzenklasse war. Die Kombination von Pistenfahrt und Wanderung war ganz grosse Klasse.

Zum Abschluss der Fahrt bekommen wir noch ein Abschiedsgeschenk des Drivers, indem er mit bestimmt 70 Sachen ueber eine Bodenwelle in einen Abhang springt. Die Geraeuschentwicklung der hinteren Passagiere war beachtlich. Dann prescht er noch eine weile neben der Strasse her bis er eine geeignete Ausfahrt findet. Die restlichen km bis nach Dahab sind daher recht langweilig, was das Autofahren angeht. Wir sind der einhelligen Meinung, dass dieser Tag der absolute Höhepunkt unserer Aegyptenreise war und nur schwerlich getoppt werden kann.