ABU SIMBEL

18. Januar 2007

Der Wecker klingelt um 2:45 Uhr. Wir geben die Koffer an der Rezeption ab, bekommen unser Frühstückspaket und werden um 3:15 Uhr von unserem Bus abgeholt. In der nächsten halben Stunde lernen wir fast alle Billighotels von Aswan kennen, da hier alle Teilnehmer im Pick-Up- Verfahren abgeholt werden. Dann geht es zum Sammelplatz des Konvois. Um 4 setzt sich der Konvoi von mindestens 40 Bussen verschiedener Größe in Bewegung. Kaum sind wir ausserhalb der Stadt, geht auch schon die Rallye los. Von Konvoifahrt ist bald nichts mehr zu sehen. Es gibt aber leider keine andere vernünftige Alternative, nach Abu Simbel zu kommen. Unser Bus ist knallvoll, sogar die Notsitze sind besetzt. Dafür bezahlen wir auch noch nicht einmal die Hälfte wie die anderen Touris. Um 7 sind wir in Abu Simbel, die Passagiere werden ausgeladen und ermahnt, dass sie spätestens um 8:50 Uhr wieder am Bus sein müssen, da sie sonst nicht mitgenommen werden können. Dann werden wir zu unserem Hotel gebracht, denn wir bleiben über Nacht hier. Gegen 9 gehen wir zu den Tempeln, es sind kaum noch Leute da. Plötzlich wird der Platz wieder überschwemmt von Menschenmassen, wir wissen aber, das kann nicht lange andauern. So haben wir bald die Tempel für uns allein, es sind tatsächlich nur insgesamt 3-5 Touristen im Gelände. Wir geniessen diese herrliche Zeit und schauen alles in Ruhe an. Die Tempel sind das schönste was wir bisher auf unserer Reise gesehen haben. Es ist fantastisch, was hier bei der Umsetzung geleistet wurde. Nachmittags sind wir einige Zeit im Hotel und relaxen, dann fahren wir wieder zur Tempelanlage. Abends gibt es eine Sound and Light Show, die das beste sein soll, was es in dieser Art in Ägypten gibt. Kurz vor 6 wird es dunkel und dann geht es auch schon los. Die Vorführung ist heute in japanischer Sprache, wir hatten uns schon gewundert, dass so viele Japaner hier sind. Für die anderen Sprachen gibt es Kopfhörer, eine richtig gute Lösung. Mit zum Teil bombastischer Musikuntermalung und Bilderprojektion auf die Tempelwände wird die Geschichte von RamsesII erzaehlt. Diese 45 Minuten sind ein grosses akustisches und optisches Erlebnis, das es wert ist, hier geblieben zu sein. Wenn man denkt, dass die Anderen gerade mal knapp 2 Stunden Zeit hatten um alles zu sehen und dafür über 6 Stunden im Bus sitzen mussten, haben wir doch die bessere Lösung gewählt. Auf dem Heimweg gehen wir noch in einer Räuberhöhle etwas essen und trinken, unser Hausarzt würde wieder ausflippen, wenn er wüsste, wie es hier aussieht. Wenn man so wie wir täglich an der Basis ist und sieht, wie in Ägypten gelebt wird, muss man erstaunt sein, wenn man die schönen Reiseprospekte und -beschreibungen sieht. Bisher haben wir den Eindruck, dass es hier noch genau so ist wie in Marokko und Algerien vor über 20 Jahren. Auch hier gibt es unglaubliche Unterschiede zwischen Arm und Reich, wobei wir bisher auch in den größeren Orten Luxor und Aswan nur wenig Luxus gesehen haben. Das gleiche gilt für die Restaurants. Ausserhalb der großen Hotelanlagen existiert eine andere Welt, die mit der Welt der Urlauber nichts, aber auch garnichts zu tun hat. Wir haben das auch an der Preisgestaltung unseres jetzigen Reiseabschnittes erlebt. In den großen Reisebüros hätten wir für unsere Tour ca. 3-4 mal soviel bezahlt wie jetzt, da wir auf ägyptischer Basis gebucht haben. Und auch da werden unsere Betreuer noch ganz ordentlich an uns verdient haben.

Hier im Internetcafe ist wie fast immer dicke Luft, es wird gequalmt wie verrückt, daher räume ich jetzt auch meinen Platz und gehe hinauf. Es gibt übrigens überall Internetcafes, aber überall ist richtig viel los. Auf beiden Seiten neben mir werden z.B. schon die ganze Zeit CDs kopiert, die man morgen bestimmt wieder für: „halbe Preis, billig, billig“, an der Strasse kaufen kann.